„Aufläder Frommann“- ein Coburger Original lebte Anfang des 19. Jahrhunderts und seine Streiche wurden über seinen Tod am 14. April 1849 hinaus mündlich oder in Gedichtform weitererzählt.
„Aufläder Frommann“- ein Coburger Original lebte Anfang des 19. Jahrhunderts und seine Streiche wurden über seinen Tod am 14. April 1849 hinaus mündlich oder in Gedichtform weitererzählt.
In dieser Serie werden einige Streiche des Aufläders Philipp Frommann von Klaus Kempf in Grüber Mundart (Itzgründisch) nacherzählt.
Widmen wir uns zuvor aber noch kurz der Frage: Was ist ein Aufläder?
Aufläder wurden Speditionsarbeiter genannt, die häufig in Häfen an Kränen für die Beladung zuständig waren. Philipp Frommann war aber wohl ein Kleinspediteur, da er in Besitz eines Pferdes und eines kleinen Wagens war (zumindest zeitweise, s.u.)
Teil 1: Der Artist
Eemol hot am Markt a Plakat kengt, dou hot drauf gstanna: „Am Samstag um 12 Uhr tanze ich auf dem Seil über die Judengasse“.
Am Sunnamd Mittouch sen woll über hunnert Neugiericha vam Markt nou der Judngass getrampelt. Erscht hot sich nex getan un die erschtn ham scha dös Bruäzln aagfanga un wolltn widder fart. Ouer dann is er dach aagetappt kumma, dä Aufläder Frommann. Sei neuste Woar hot er aakout un aufn Kuäpf an Zylinderhut. Über der Axl hot er a dicks Sääl getrouchn.
Zäerscht hot er die Leut van der Strouß wag gscheucht, noucherd hot er sein Zylinder Mittn auf die Gass gstellt – als Kassa. Die Zuschauer sen ümmer gspannter warn un als der Aufläder aagfanga hot, sei Sääl van eener Häuserwend zer annern auszärolln ham aa die größtn Bläägguschn ihr Maul khaltn.
Nu is der Frommann auf die ee Stroußnseitn ganga, hot a poar Kniebeuchn gemacht – wie zum Aufwärma – is aufs Sääl getratn un mit ausgebräta Arma über die Judngass ganga.
Wieviel Gald er dänouch in sein Zylinder khout hot is net überliefert.
Teil 2: Der Bratwurstkommissär
Aufn Markt hot sich a Bäuerla grad a Broutwurscht käfft. Grad macht er sei Maul auf un will neibeiß, dou schreits hinter na:“Halt!“ Der Aufläder Frommann kümmt eilich mit an Metermouß in der Hend auf na zu. Er wär dä Broutwurschtkommissär, socht er, un er müßt nouchmass ob die Broutwurscht aa lang genuch is. Wichtichtuerisch nümmt er an der Broutwurscht von dan verdutztn Bauern Mouß. Gleich drauf schreit er ganz empört: „Dös is ja dach die Höh! Die Broutwurscht is ja vill za karz!“ Nouchä will er wiss, van wan dös Bäuerla die Wurscht käfft hot. Dan Metzger müsst er verklouch, mejt dä Frommann und nümmt dan verdutztn Maa die Broutwurscht aus der Hend. Die bräucht er als Beweisstück – schwupp, un fart war er mit der Wurscht.
A Zeit spater sitzt er in seiner Stammkneipn, dan Zollhof am Markt. Dou kümmt dach zufällich dös gleiche Bäuerlei rei un setzt sich an Naamtisch. Wie sich dar Maa a weng ümguggt macht dä Frommann a jammerlich krumms Maul, dess sei Gsecht ganz verschuäm aussieht. Der Bauer stutzt, guckt widder wag, guggt noch ämol hie un brummelt für sich hie: „Wenn daa net su a krumms Maul hätt, könnt ma glatt gedent, dös is dä Broutwurschkommissär.“
In unregelmäßigen Abständen werden weitere „Gschichdla vom Aufläder Frommann“ veröffentlicht.
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